Wege entstehen dadurch, das man sie geht, Franz Kafka

Was fehlte, war absolute Einklang mit der Natur: Picos - Covadonga = Maria, Mutter Gottes

Das Königreich Asturien, das entstand 722 n.C. nach dem Sieg Pelajos über die Mauren . Es liegt zwei km nördlich von Oviedo. Die Mauren flohen in alle Himmelsrichtungen über die Berge. Die von mir gewählten Pilgerwege nutzen diesen Fluchtweg in umgekehrter Richtung.

20. Tag, Samstag, der 3. Juni: 

Ich fahre mit dem Bus von Oviedo nach Arenas de Cabrale nahe den Picos de Europa. Auf der dritten Pilgerroute, geht es zuerst an einem idyllischen zum Baden nicht zu kühlen Bach hoch auf die Picos de Europa in das Almdorf Bulnes (650 m hoch). Dort treffe ich fünf Iren, die mit Ryan-air nach Oviedo geflogen sind und die Berge genießen.

21. Tag, Sonntag, der 4. Juni:

Zur Routa de Reconquista geht es wieder auf ca. 250 m herunter und dann auf 1500 m ordentlich hoch. Auf einem der Pässe baue ich mein Zelt auf. Hübsch sind die Picos mit ihren Gletschern im Abendrot. So kalt wie auf den Pässen zwischen Leon und Oviedo wird es hier nicht.

22. Tag, Montag, der 5. Juni:

Nun bin ich seit drei Tagen in den Bergen und von der Zivilisation völlig abgeschnitten. Ich gehe oft weniger als 10 km pro Tag. Leider gibt es hier kein Wasser. Es versickert im Kalkgestein. Das Wasser geht zur Neige. Ich habe noch einen letzten Müsliriegel vom fairen Handel, die Kathi Jungbluth mir in Königsdorf mitgegeben hatte. Es bleibt Ruhe und Zeit für Naturbeobachtungen; Ameisenkämpfe, Eidechsenpaarung, Adlerfamilien und ein junger Dachs, der mich einen ganzen Abend beschäftigt und ohne mich zu bemerken bis auf 2 m herankommt.

23. Tag, Dienstag, der 6. Juni:

Zur Ankunft in der Höhle von Covadonga, der Marienwallfahrtstätte, erlebe ich zum Abschluss meiner Pilgerreise eine schwungvolle Kindermesse.

24. + 25. Tag, Rückweg

Am Meer entlang geht es mit Bus oder Bahn von Ort zu Ort mit Übernachtung auf dem Campingplatz von San Sebastian bis Bilbao. Auch hier treffe ich auf ein jugendliches Pärchen, der Campingplatz ist aber weder schön noch preiswert und es ist schon alles wieder ganz anders als beim Pilgern. Im Flieger setzt sich eine junge Sportstudentin neben mich, die die Wellenreiter-Meisterschaft an der französischen Biskaya erleben wollte. Leider kam der Wind vom Land und es gab keine Wellen. Unter diesem Blickwinkel ist das Pilgern eher Nebensache.

Fazit: Der alltägliche Weg ist das Ziel.

Was macht das Pilgern aus? Hier ist der Weg das Ziel. Der Pilger muss sich zu Fuß durchschlagen, auf Portugiesisch, Spanisch und Französisch. Neben viel Gastfreundschaft und Natur erlebt der Pilger insbesondere im Straßenverkehr sehr bewusst die Arroganz der Macht. Vielleicht gerade deshalb herrscht in den Herbergen eine wunderbare, hilfsbereite Stimmung.

Zurück in Königsdorf habe ich mich zuerst an den erfrischenden Orgelklängen unseres Organisten, Hubert Vendel, erfreut. Warum also in die Ferne schweifen? Auch Königsdorf liegt inmitten einer Reihe alter Römerstraßen, also Pilgerpfaden des Mittelalters zwischen Köln, Trier und Aachen oder Paderborn. Hier trifft man sie, die Pilger. Vor dem Supermarkt am Marktplatz an der Laterne sieht der aufmerksame Beobachter das Muschelsymbol, das Wanderzeichen der Jakobspilger. So schließt sich der Kreis zum Weltjugendtag, wo wir in Königsdorf alle Gastfreundschaft bewiesen haben. Ich freue mich nach dieser Reise umso mehr, jeden Morgen über einen Pilgerweg mit dem Fahrrad nach Köln zur Arbeit und abends zurück fahren zu dürfen.